Kann man Wein ohne einen Tropfen Wasser anbauen? Unvorstellbar, oder? Aber es geht! Die findigen Insulaner von Lanzarote haben eine Möglichkeit gefunden, Wein in ihrer Heimat auf eine ganz außergewöhnliche Art anzubauen. Im Weintal La Geria begibt man sich auf eine besondere Genussreise.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, ich wäre auf dem Mond gelandet. Bizarre runde Kreisformationen aus Steinen reihen sich gefühlt in unendlicher Weite aneinander. Tausendfach prägen diese auffallenden Aschelandschaften die Szenerie vor meinen Augen. Das Weintal La Geria liegt in den Hügeln hinter Puerto del Carmen. 15 Kilometer lang zieht sich das Gebiet in die hügeligen Landschaften. Weinorte gibt es hier nicht, es sind mehr Ansiedlungen von vereinzelten und verstreuten kleinen, weiß getünchten Häusern.
Im Jahr fallen auf Lanzarote lediglich 200 Millimeter Regen pro Jahr. Was für uns Urlauber traumhaft ist, ist für die Bauern auf Lanzarote eine Herausforderung. Der Vulkanboden ist fruchtbar, aber ohne Wasser wächst kaum etwas. Das beinahe niederschlagsfreie Eiland fordert Kreativität im Weinbau. In La Geria haben die Bauern eine exklusive Methode entwickelt, die ohne künstliche Bewässerung auskommt. Man nutzt die Speicherfähigkeit des Lavagesteins aus. Jeder einzelne Rebstock erhält einen Trichter mit umrahmten Mäuerchen. Zigtausende dieser Vorrichtungen ziehen sich ästhetisch kilometerweit durch diese Region auf Lanzarote. Das sieht schön aus, ist aber auch für die Weinbauern viel Arbeit. Die halbkreisförmig angelegten Mauern werden seit Jahrhunderten so angebaut und schützen die kostenbaren Weinpflanzen vor den Passatwinden, der die Gewächse sonst sehr schnell austrocknen würden. Warum man sich die Mühe und viele Arbeit macht, liegt sicher auch darin begründet, dass bis zu einem Kilometer tief hier sehr fruchtbare Vulkanasche liegt und dem Wein eine besondere Note verleiht. Was für uns in Deutschland oft der Muschelkalk für den Wein ist, ist auf Lanzarote die Vulkanasche.
Ich schaue in der Abendsonne auf diese kultivierte Vulkanlandschaft. „Ob nicht doch Außerirdische hier gelandet sind und die Mondformationen angelegt haben?“, schießt ein Märchengedanke in meinen Kopf. Vielleicht ein Märchen, aber solche bizarren Naturschönheiten regen die Phantasie an – dabei habe ich noch gar keinen Wein getrunken. Das soll sich jetzt ändern. Wir kehren bei der Bodegas El Grifo ein. Sie ist aus dem 18. Jahrhundert und die älteste Bodgega der Kanaren, die noch im Betrieb ist. Auf der Website steht sogar, dass einige der ganz ursprüngliche alten Reben noch Früchte tragen. Manche mögen den Lanzarote-Wein nicht. Andere sagen, dass die Weine eine besondere Note mit Charakter und Persönlichkeit haben. Angebaut werden primär die Rebsorten Malvasia und Moscatel. Die Malvasia-Traube wurde von Kreta importiert. Beide Weine sind eher schwer. Später wurden auch robuste Weiß- und Rotweinreben angebaut. Je nach Ernte werden im Jahr 400.000 bis 600.000 Flaschen produziert. Preislich liegen diese bei 10 bis 12 Euro, ein Preis, den ich bei der vielen Handarbeit günstig finde. Mein Favorit, den ich bereits zuvor bei einem Ausflug kosten durfte, war der Vega de Yuco. Dieser Weißwein wird aus klassischen Malvasía-Trauben hergestellt, schwer und sommerlich zu gleich. Es war mein Lanzarote-Urlaubswein!
Für die Kategorie „Partywissen“: Wer im Weintal La Geria durch die Vulkanlandschaft flaniert, spaziert durch ein Kunstwerk. Die handgebuddelten Lavakrater erklärte das Museum of Modern Art in New York 1964 zu einem Gesamtkunstwerk. Hier hatte Ausnahmsweise der berühmteste Sohn der Insel – César Manrique – nicht seine Finger im Spiel. Dennoch ist es ein architektonisches Kunstwerk, ohne einen Künstler und aus den Händen vieler Bauern über Jahrhunderte hinweg entstanden.
Offenlegung: Meine Recherchereise zur Reise für Singles und Alleinreisende nach Lanzarote wurde von sunwave.de Reisen unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.