Wer einmal in Leiden war, ist verliebt in die bezaubernde Studentenstadt mit ihren wunderschönen Grachten, verwinkelten Backsteinhäusern, malerischen Brücken und schönen Einkaufsläden. Die historische Stadt liegt nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt und ist modern und gemütlich zugleich. Leiden gehört zu der Region „Streek van Verrassingen“ – also Region der Überraschungen – und das ist bei dieser schönen Stadt absolut wörtlich zu nehmen! Wie ich viele Jahre an diesem wundervollen Ort nur vorbeifahren konnte, ist mir ein Rätsel. Leiden ist für mich eine der schönsten Städte der Niederlande!
Inhaltsverzeichnis
Leiden wie Leidenschaft: Die goldene Grachtenstadt ist ein großes Freilichtmuseum
Die meisten Urlauber zieht es bei eine Reise in die Niederlande ans Meer. Dabei hat das Hinterland noch so viel mehr zu bieten! Abseits vom Mainstream gibt es viele malerische Orte, in denen ich bereits wundervolle Momente verleben durfte. Leiden stand schon länger auf meinem Reiseplan, aber irgendwie habe ich es dann doch immer wieder eher zum Meer geschafft und diese historische Stadt vernachlässigt. Das hätte ich nicht getan, wenn ich gewusst hätte, wie schön Leiden ist und was für eine wunderbare Perle der Niederlande ich dort antreffen werde.
Leiden ist wie Little Amsterdam. Stelle Dir ein schnuckliges kleines Amsterdam vor und genauso ist Leiden: Aufgeräumter, sauberer, mit wunderbar vielen kleinen Brücken, die malerisch das Stadtbild prägen. Schmale Gassen, historische Bauten und mondäne Herrenhäuser schmücken die Altstadt. Im Mittelalter war die Stadt ein zentraler Verkehrsknotenpunkt und für den Handel und mit der Nähe zum Meer sehr beliebt. Prächtige Kaufmannshäuser zeugen noch heute davon.
Überall erblicke ich charmante Cafés und Restaurants, die zum gemütlichen Verweilen einladen. Oft stehen kleine Cafétische vor den Türen, gern auch verteilt über Leidens pittoreske Brücken. Manchmal stehen gemütliche Sitzgelegenheiten der zahlreichen Bars und Cafés auch direkt auf dem Wasser auf schwimmenden Inseln – einfach herrlich! Dazu versprüht die Stadt eine unbeschwerte Atmosphäre. Leiden ist jung und international. Sicher liegt das auch darin begründet, dass sich in Leiden die älteste Universität der Niederlande befindet. Bereits 1575 kamen junge Menschen aus ganz Europa nach Leiden, um in der offenen und toleranten Stadt zu studieren. Heute leben rund 125.000 Einwohner in Leiden, darunter mehr als 18.000 Studenten. Wir erleben bei unserem Städtetrip fantastische Tage zwischen Seelebaumeln lassen an einem der vielen tollen Plätze am Wasser, shoppen uns unbeschwert durch die zahlreichen kreative Läden und genießen das niederländische Lebensgefühl in vollen Zügen. Dabei fühlt es sich an, als ob wir in Leiden durch ein großes Freilichtmuseum flanieren.
Überall versprüht die Stadt den Glanz des Goldenen Zeitalters. Alles ist fußläufig erreichbar. An vielen Stellen ist das Erbe des jungen Rembrandts sichtbar. Innerhalb der Altstadt lassen wir uns treiben durch kleine Gassen und sehen beeindruckende Kirchen wie der Hooglandse Kerk, Pieterskerk oder die Marekerk. Ab und zu erhaschen wir Einblicke in charmante Hinterhöfe, auch dafür ist Leiden bekannt. Ebenso für seine umfänglichen Märkte, die sich entlang am Ufers des Nieuwe Rijns schlängeln und durch die ganze Altstadt ziehen. Neben vielen regionalen Produkten entdecke ich die handgemachten niederländischen Sirupwaffeln „Stroopwafels“ und ausgefallene Käsespezialitäten.
Im Goldenen Zeitalter, welches rund 1650 seinen Höhepunkt erreichte, war Leiden die zweitwichtigste Stadt des Landes. Diese bedeutende Vergangenheit spürt man heute noch überall im zauberhaften Leiden.
Leiden vom Wasser aus erleben
Ein Bummel durch die Altstadt findet für mich seine Krönung am Aalmarkt beim Oude und Stille Rijn. Was für ein fantastischer Anblick. Überall wo ich hinschaue entdecke ich charmante kleine Lädchen, alte pittoreske Häuser und viele Straßencafés am und auf dem Wasser. Ist man in Leiden, sollte man einen Ausflug aufs Wasser unternehmen und sich wie in Venedig mit einer Art Gondel durch die Grachten schippern lassen.
Knapp 10 Minuten zu Fuß vom Aalmarkt erreichen wir Rondvaart Leiden und buchen uns für eine einstündige Fahrt bei strahlendem Sonnenschein am Morgen ein. Gemütlich stößt der Skipper seine Schaluppe vom Ufer, sanft gleiten wir entlang der Kanäle und entdecken an jeder Ecke atemberaubende Schönheiten. Eine Stadt vom Wasser aus zu erkunden, ist immer wieder einen neues Erlebnis. Unser Skipper ist auch gleichzeitig unser Guide. An jedem Haus oder altem Bauwerk weiß der junge Student interessante Geschichten zu erzählen. Da wir die einzigen deutschen an Bord sind, plaudert er in niederländisch und anschließend für uns auf englisch, beantwortet mir auch ganz geduldig jeder meiner Fragen. Wir erfahren Haarsträubendes von Mördern um die Jahrhundertwende, ausgefallene Liebesgeschichten berühmter Studenten, durchaus pikante Anekdoten über das studentische (Liebes-)Leben des heutigen Königs und wie er in Leiden damals zu seinem Spitznamen „„Prinz Pilsje“ kam.
Die Boote sind elektrisch und leise gleitet man fantastisch durch eine besondere Zeitreise. Besonders beeindruckend finde ich die Grachten und Brücken, die wir häufig passieren. Manchmal müssen wir uns bei einer Brücke auch tief in die Schaluppe beugen, da die Brücken sehr tief sind. Leiden hat nach Amsterdam davon am meisten: Insgesamt gibt es in Leiden 28 Kilometer Wasserwege und fast 90 Brücken.
Die Fahrt hat sich absolut gelohnt und wir können uns nach einer Stunde Fahrt nicht vom Boot trennen. Weil wir uns beim Skipper so wohl gefühlt haben, buchen wir ihn kurzer Hand noch einmal und bekommen eine exklusive Fahrt auf seiner Schaluppe. Bevor wir ablegen kaufen wir schnell einen guten Kaffee beim Café an der Ecke, machen es uns wieder an Bord gemütlich, zücken die Sonnenbrillen, lassen Spotify mit toller Musik über das iPhone erklingen und schippern los. Dieses Mal fährt er uns etwas außerhalb von Leidens Innenstadt und wir entdecken auf den Grachten wieder ganz neue schöne Winkel der Stadt. Wir plaudern und trinken dabei gemütlich unseren Kaffee. Manchmal schweigen wir auch und genießen die vorbeiziehende urbane Landschaft – ein wunderbares Erlebnis!
Rembrandt, der ewige Superstar
Ein Citytrip Leiden kann nicht ohne Rembrandt stattfinden. Ich liebe Kunst und Kultur und habe mich auf diese besonderen Erlebnisse schon sehr gefreut. Aber auch nicht Kunst-Interessierte kommen in Leiden auf den Fußspuren des Künstlers auf ihre Kosten.
1606 wurde Rembrandt van Rijn in Leiden als neuntes Kind eines Müllers geboren. Er verbrachte seine Jugend in der Stadt, besuchte hier die Schule und wurde hier zum Künstler ausgebildet. Nach einer Lehrzeit in Amsterdam kam er wieder in seine Heimatstadt zurück. Als freier Maler arbeitete er sieben Jahre in Leiden, um dann doch wieder nach Amsterdam überzusiedeln. Rembrandt war übrigens nur der Vorname des Künstlers, der mit Nachnamen Harmenszoon van Rijn hieß.
Für ein paar Euro kann man im VVV LEIDEN&Partners die Rembrandt Route als Papier-Wegweiser erstehen. Das kleine Buch enthält viele Hintergrundgeschichten zum Maler, seiner Zeit und der Stadt, sowie zahlreiche Anekdoten und 25 Detailkarten. Die Route führt als Rundweg vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein Stadtrundgang kann man wunderbar mit der künstlerischen Route verbinden. Für die Tour selbst soll man knapp 2 Stunden benötigen. Wir haben länger gebraucht, haben uns aber durch die Stadt, unzählige Läden und Cafés gemütlich treiben lassen. Start der Route ist am Beestenmarkt, dem größten Platz in Leiden.
Im dem alten Haus aus dem 17. Jahrhundert an der Langebrug 89 in Leiden, lernte Rembrandt bei seinem Lehrmeister Jacob van Swanenburgh in seinen Anfangsjahren (1606 – 1630) das Malen, Zeichnen und Skizzieren. Heute befindet sich dort das Young Rembrandt Studio. Hier kann man eine knapp 10minütige interaktive Show besuchen. Sie Einblicke in das Leben des jungen Rembrandts mit Videoprojektionen.
Verträumt bummle ich weiter zur Pietersherk. Bei Sonnenschein wie im Hochsommer ist heute der Schatten in den schmalen Gassen angenehm. Die Kirche und die umliegenden Gebäude nehmen mich mit auf eine Zeitreise. Weiter hinten entdecke ich die Latijnse School, ein weiterer Punkt auf meiner Rembrandt Route. Das alte Gebäude mit der großen Stufenfassade wurde 1599 erbaut und strahlt im historischem Glanz. Diese Latein Schule ist ein Vorläufer des heutigen Gymnasiums und diente als Vorbildung vor der Universität. Beide Bildungseinrichtungen gehörten zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur höheren Schulbildung. Rembrandt besuchte im Alter von sieben Jahren bis 1620 die vor mir liegende Schule. Neben Rhetorik, Griechisch und Geographie lernten die Schüler auch Geschichte und Bibelkunde. Auch Zeichnen war Teil des Lehrplans. All das muss Rembrandt sehr geprägt haben, denn die Geschichten aus der Schule spiegelten sich später oft in seinen Kunstwerken wieder. Übrigens, Rembrandt wäre heute der Selfiekönig. Es gibt kaum einen Künstler, der sich so oft selbst gemalt hat wie er.
Als ich mich näher zur Lateinschule begebe, sehe ich immer wieder Menschen eine kleine Holztreppe vor einem Fenster hoch steigen, beobachte, wie sie durch das Fenster des alten Hauses schauen und als ob das nicht für einen geheimen Blick zu auffällig wäre, verharren diese Besucher auch lange in dieser leicht gebückten, lauernden Stellung? Was es damit wohl auf sich hat? Neugierig komme ich näher. Als ich mich alleine wähne klettere ich auch die drei Holzstufen am Fenster hoch und entdecke, dass man sich mit einem Blick und Lächeln in die digitale Kamera von Rembrandt zeichnen lassen kann. Wer hier im Erdgeschoss in die „Young Rembrandt School“ hineinschaut, sieht, wie die Pinselstriche wie von selbst auf der Leinwand erscheinen. Daher verharrten hier die Besucher! Ich möchte auch ein Portrait von mir von Rembrandt skizziert und verharre geduldig und hoffe, dass Rembrandt mich wunderschön zeichnet. Wunderschön vielleicht nicht, aber man erkennt mich wieder, oder was meint Ihr?
Hortus Botanicus: Der botanische Garten der Extraklasse!
Ein Ort, der sich ganz der Natur und der Umwelt widmet. Mitten in der Stadt in der Nähe der Universität liegt Hortus Botanicus Leiden und ist auch ein Punkt der Rembrandt Route. Es ist Lunchtime und wir genießen zunächst im zugehörigen Grand Café leckere Gemüse Kroketjes.
Gestärkt tauchen wir in eine besondere Welt der Natur ein. Das Hortus Botanicus ist der älteste botanische Garten Westeuropas. Auf dem 1400 Quadratmeter großen Grundstück können wir eine Pflanzensammlung mit fast 20.000 verschiedenen Arten bewundern. Die Gewächshäuser lassen wir bei unserem Besuch aus, da coronakonform nur wenige Menschen gleichzeitig in die Gebäude dürfen und man warten müsste. Wir schlendern dafür durch den Kräuter- und Lehrgarten und erkunden weitere grüne Ecken. Mich wundert, dass ich an solch einem Ort viele junge Menschen entdecke. Das gibt es bei uns in Deutschland weniger. Ich erfahre, dass Schüler und Studenten im Hortus freien Eintritt haben und gern mit ihrem Lieblingsmensch eine Auszeit in der grünen Oase der Stadt nehmen.
Holland ohne Tulpen ist wie Strand ohne Sand. So hat auch die Tulpengeschichte etwas mit dem Leidener botanischen Garten zu tun: Hier wurden die ersten großen Tulpensammlungen aufgebaut. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde hier zum ersten Mal in den Niederlanden die berühmte Tulpe gezüchtet (sie stammt ursprünglich aus Zentralasien). Viele unbekannte Pflanzen und Sorten aus Japan und China finden sich in diesem besonderen Garten und locken jährlich auch viele Forscher der Welt an. Außerdem beherbergt der Botanscihe Garten mit mehr als 4.500 Sorten die größte Orchideensammlung der Niederlande. Aber auch ohne diese Superlative ist dieser Ort ein fantastischer Ort der Ruhe und zum glücklichen Verweilen.
Einmal und immer wieder…
Weil mir Leiden so gut gefallen, hat war ich inzwischen bereits schon wieder mehrmals in der schönen Stadt unweit des Meeres und werde dauerhaft eine Wiederholungstäterin sein. Die Cafés am Aalmarkt am Wasser sind einfach zauberhaft. In den vielen Läden werden Frauenträume wahr (wobei auch der Lieblingsmann mal in den „Kauf-Dich-glücklich-Rausch verfallen ist). Die historische Atmosphäre zwischen moderner Coolnis, mondäner Vergangenheit und das Wasser in malerischen Grachten mit den so für Holland typischen Brücken begeistern mich immer wieder.
See you soon… Du schöne Unbekannte! Leiden, wie sehen uns bald wieder!
Weitere Short-Tipps für Euren Städtetrip
- Parken: Wir parken zentral bei der Parkeergarage Lammermarkt. Es ist nicht nur eines der modernsten und saubersten Parkhäuser, die ich kenne, es liegt auch zentral direkt am Rande der Altstadt. Mit der markanten Mühle am Eingang kann man den Eingang nicht verfehlen. Die Parkgarage am Lammermarkt ist übrigens das tiefste Parkhaus der Niederlande.
- Das Fremdenverkehrsamt VVV LEIDEN&Partners ist nahe des Parkhauses und Ihr könnt gleich zum Start bei Eurer Ankunft Euch hier gute Informationen, Tipps und Broschüren holen.
- Markttage: Der Markt in Leiden findet Mittwoch und Samstag statt, wobei am Samstag der Markt wesentlich größer ist.
- App zur Rembrandtroute: Mit der AR-Rembrandt-Route-App für iOS oder Android kann man mit einer virtuellen Realität auf seinem Spaziergang ganz besondere Momente mit und über Rembrandt und seine Zeit erkunden.
- Portrait von Rembrandt zeichnen lassen: Das geht in der Latijnse School. Merkt Euch das Datum Eures Besuchs. Damit könnt ihr dann kostenfrei am nächsten Tag Euer Bild aus dem Internet laden. Nach einigen Tagen wird das Bild wieder gelöscht.
Offenlegung: Meine Recherchereise durch den VVV Noordwijk, den VVV Katwijk, der Streek van Verrassingen und der LEIDEN&Partners unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.
[…] ruhiger und weniger überlaufen. Die Stadt hat mich begeistert und erinnert mich ein bisschen an Leiden. Die vielen gemütlichen Cafés, individuellen kleinen Läden, man schlendert an den Grachten […]
[…] Flair in dem historischem Bauwerk. Als erstes begegne ich einem „alten Bekannten“. Rembrandt lächelt mir entgegen, den ich vor kurzem in Leiden besucht hatte – hier allerdings gemalt […]
Schöner Artikel, Tanja. Ich bin ja auch total begeistern von Leiden, nachdem ich dort vor ca 3 Jahren auf einem Roadtrip durch die Niederlande einen Stopp eingelegt hab. Die Stadt ist echt so unglaublich schön und dabei nicht so überlaufen. Ich war zum 03.Oktober dort, was ja ein Feiertag in der Stadt ist. Super ausgelassene Stimmung dort. Wird Zeit das ich mal wieder in Leiden vorbeischaue.
Danke Dir ;-)
Da ging es Dir ja ähnlich wie mir. Nun wo ich die Stadt kennen und weiß wie schön sie ist, war ich schon öfters da und freue mich jetzt schon auf das nächste Mal.