Flämische Cocktailkunst neu entdeckt: Auf einen Picon in Nieuwpoort

Vom Heilmittel gegen Malaria zum belgischen Trendgetränk: Picon! Der im 19. Jahrhundert entwickelte bittersüße Likör erlebt heute eine Renaissance. In Flandern wird der mit Orangen, Enzian und Chinarinde verfeinerte Picon kunstvoll serviert und steht für kulturelle Wiedergeburt und zeitlose Eleganz. Ein einzigartiges Trinkerlebnis, bei dem sich Geschichte und moderner Genuss verbinden.In diesem Artikel findet Ihr auch ein köstliches Rezept für einen Picon Club oder Picon vin blanc.

In der Welt der Spirituosen und Aperitifs gibt es einen Namen, der in bestimmten Teilen Frankreichs und darüber hinaus einen besonderen Klang hat: Picon. Dieser karamellfarbene Bitterlikör hat eine Geschichte und eine Tradition, die bis ins Jahr 1837 zurückreicht. Heute feiert das Getränk in Belgien ein Comeback mit speziellen Mischungen und Cocktails.
 Auf dem Weg zum Lunch im Julien schlendern wir durch die Gassen des Fischereihafens von Nieuwpoort. Durch Zufall entdecken wir das Newport Times, eine der beliebtesten Bars der Stadt. Eine Besonderheit ist hier der hausgemachte Picon.

Picon – eine Erfindung mit Geschichte

Gaétan Picon, der Name, der noch heute mit dem legendären Getränk verbunden ist, erfand den Likör während seiner Zeit in der französischen Armee in Algerien.
Obwohl das dunkelbraune Getränk nach einem Rezept des Franzosen aus dem 18. Jahrhundert hergestellt wird und als Heilmittel gegen Malaria gedacht war, ist die geheimnisvolle Geschichte des Picon in Flandern erfolgreicher als in Frankreich.
Die Mischung aus süßem und bitterem Orangengeschmack fand schnell Anklang. Auf der Weltausstellung 1862 in London wurde Picons Erfindung sogar mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet – ein Erfolg, der ohne sein Wissen von einem Freund initiiert worden war.

Herstellung und Verbreitung

Die Herstellung von Picon ist ein Handwerk. Frische Orangen werden getrocknet und mit Alkohol vermischt, bevor Enzian und Chinarinde hinzugefügt werden, um den unverwechselbaren Geschmack zu erhalten. Zucker, Sirup und Karamell runden den Likör ab und verleihen dem Getränk seine charakteristische karamellfarbene Tönung. Inzwischen gibt es aber auch ganz spezielle Geheimrezepte, wie sie Bert Gunst in seiner Definition des Picons in der Newport Times anbietet.
In Regionen wie dem Elsass, Lothringen, Nordfrankreich, Luxemburg, Belgien und dem Saarland ist Picon ein beliebter Aperitif. Auch als Picon-Bière, ein Biermischgetränk, erfreut sich der Likör großer Beliebtheit. In Deutschland und der Schweiz ist das Getränk jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten. Zeit, ihn wiederzuentdecken – es lohnt sich!

Mehr als ein Likör: Variationen für den modernen Gaumen

Likör kann pur als Aperitif „on the rocks“ oder gemischt mit Bier oder Wein getrunken werden. Viele Familienrezepte werden streng geheim, von Generation zu Generation weitergegeben. Neben dem klassischen Likör gibt es das Picon-Bière, bei dem Picon mit mildem Bier aufgefüllt wird, und den Picon Club (auch Picon vin blanc genannt), der mit Weißwein als Cocktail auf Eis genossen wird. Letztendlich ist es der ausgewählte Wein, der je nach Vorliebe verfeinert werden kann: fruchtig und frisch, für den einen etwas süßer als für den anderen. Eine besonders köstliche Variante genieße ich als Aperitif vor dem Mittagessen bei Julien: den Picon vin blanc. Das Familienrezept wird mir nicht verraten, jeder hat seine eigene Note für diesen fantastisch schmeckenden Aperitif kreiert.

Grundrezept für einen Picon Club oder Picon vin blanc.

  • Als Basis Picon (1/3), vorzugsweise von Bert aus seiner Newport Times.
  • Mit einem guten trockenen Weißwein (2/3) auffüllen, ein Sauvignon Blanc ist sicher eine gute Wahl. Ein Zweig Thymian im Glas rundet den Cocktail ab. Schon die beiden Grundzutaten schmecken „on the rocks“ fantastisch!
  • Manchmal kommt noch ein Schuss Grenadine dazu, wenn man es wie ich etwas süßer mag.
  • Wenn es etwas mehr sein darf: Statt Weißwein einen trockenen Champagner.

Santé!

 

PS. Das Titelbild habe ich übrigens als ersten Versuch mit künstlicher Intellegienz an den Strand platzieren und ich Quertformat-Foto umwandeln lassen (da ich im Julien nur ein Hochkantbild gemacht hatte.) Schon erstaunlich, was alles mit KI geht, oder?

Offenlegung: Meine Recherchereise wurde von Visit Flanders, Tourisme Knokke-Heist und de Kust, unterstützt – ganz herzlichen Dank dafür! Der Inhalt dieses Artikels ist natürlich von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar.

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